Welche Modelle gibt es und was zahlt die Krankenkasse
Vorsorge kieferorthopädische Behandlungen zu vermeiden
Die Ursachen von Zahnfehlstellungen liegen zu einem gewissen Teil in fehlerhaftem Kieferwachstum. Ein großer Teil der Fälle entsteht jedoch auch durch falsche Verhaltensmuster in früher Kindheit: Dauerhaftes Saugen an der Nuckelflasche, das ständige Nutzen eines Nuckels noch im Kleinkindalter, nächtliches Daumenlutschen oder auch lästige Angewohnheiten wie Nägelkauen, Wangenbeißen oder Zähneknirschen tragen dazu bei, die bleibenden Zähne im Wachstum im wahrsten Sinne des Wortes „aus der Bahn zu werfen“. Eine erste wichtige Maßnahme, um den Gang zum Kieferorthopäden in späteren Jahren zu vermeiden, ist also diese Verhaltensweisen bei den Kleinen möglichst zu vermeiden.
Ist das eigene Kind jedoch von Fehlstellungen betroffen, raten Experten zu schnellem Handeln. Bereits im Vorschulalter ist ein erster Besuch beim Kieferorthopäden empfehlenswert. Dann nämlich können schon erste Anzeichen zukünftiger Zahnprobleme festgestellt werden. Im Alter von neun Jahren etwa sollte dann die zweite Untersuchung erfolgen, bei der sich schon ziemlich genau erkennen lässt, ob und welche Korrekturen nötig werden.
Diese Kosten werden übernommen
Die diagnostizierten Fehlstellungen werden im deutschen Gesundheitssystem in fünf Stufen eingeteilt – und jeder Fall je nach Schweregrad einer konkreten Stufe zugeordnet. Die Kosten zur Behandlung der Fehlstellungen, die schnell mehrere tausend Euro betragen können, werden von den gesetzlichen Krankenkassen jedoch erst ab Stufe Drei übernommen – Behandlungen für Fehlstellungen in Stufe Eins oder Zwei müssen komplett privat getragen werden.
Fällt das Kind jedoch in Stufe Drei bis Fünf, so umfasst die Kassenleistung für Zahnspangen die Abdeckung eines konkret festgelegten Basismodells. Davon werden zunächst 80 Prozent direkt übernommen, 20 Prozent müssen privat vorgestreckt werden, werden aber nach erfolgreich abgeschlossener Behandlung zurückerstattet. Wird ein höherwertiges Modell gewünscht, so müssen die Zusatzkosten dafür privat geschultert werden.
Zahnspangen: Modelle und Merkmale
Die Palette an kieferorthopädischen Hilfsmitteln umfasst heute sowohl den Kassenstandard – Spangen und Bögen aus Metall - als auch Kunststoffmodelle und Varianten aus Keramik. Besonders häufig werden auch sogenannte selbstligierende Brackets verwendet. Alle Modelle haben ihre Vor- und Nachteile.
zahnspangen kinderDas Basismodell zum Kassensatz besteht aus Metall und ist die Standardversorgung zur Korrektur von Zahnfehlstellungen. Dabei kommen mit Gummis befestigte Stahlbögen sowie fest auf den Zähnen sitzende Metallbrackets zum Einsatz. Der Vorteil liegt neben dem geringsten Kostenaufwand vor allem darin, dass die Bögen reibungslos durch die Brackets gleiten und eine hohe Lebensdauer haben. Experten bescheinigen diesen Zahnspangen eine gute Wirksamkeit im Sinne der Korrektur von Fehlstellungen. Sie sind jedoch durch ihr Metall-Design sehr auffällig und werden von vielen Kindern als unbequem beschrieben.
Zahnspangen aus Keramik oder Kunststoff haben hingegen den großen Vorteil, farblich kaum aufzufallen. Sie gelten auch als etwas komfortabler als Kassen-Zahnspangen, können allerdings leichter kaputt gehen als Stahlbögen und Metallbrackets. Gleichzeitig entfalten sie eine ebenso gute Wirksamkeit wie die Metall-Modelle. Die Kunststoff- und Keramikmodelle sind jedoch, und darin liegt ihr Nachteil, ein ganzes Stück teurer. Diese Zusatzkosten müssen von den Eltern selbst getragen werden.
Ebenso verhält es sich mit den Kosten für selbstligierende Brackets. Diese bestehen ebenfalls aus Kunststoff oder Keramik, werden fest auf die Zähne aufgeklebt – und benötigen keine zusätzlichen Gummis zur Befestigung der Drähte, die durch die einzelnen Brackets laufen. Dadurch wird ihnen ein sehr viel höherer Tragekomfort zugeschrieben, weil ein großer Teil der bei Bewegungen des Gebisses entstehenden Reibung wegfällt.
Als wichtige, aus Gründen der Zahnhygiene und des Behandlungserfolges empfohlene Zusatzleistungen gelten darüber hinaus Maßnahmen wie Fissurenversiegelung, Fluoridierung und der Einsatz sogenannter Langzeitretainer durch den Kieferorthopäden. Auch diese Leistungen werden in vielen Fällen nicht von den Krankenkassen übernommen, sind jedoch als Schutz vor Karies und zum Sicherstellen einer langfristigen Wirksamkeit des kieferorthopädischen Eingriffes sehr empfehlenswert.
Zahnzusatzversicherung als Finanzierungshilfe
Angesichts der hohen Kosten kieferorthopädischer Behandlungen empfehlen Experten Eltern, finanziell für diesen Fall vorzusorgen, sofern abzusehen ist, das eine Fehlstellung eintritt. Da einerseits die Krankenkassen-Leistungen nicht sämtliche möglichen Modelle und Materialien abdecken und andererseits die Einstufung nach Schweregraden dazu führen kann, dass vom Kieferorthopäden angeratene Korrektiv-Leistungen nicht übernommen werden, ist ein eigenes finanzielles Polster sehr sinnvoll.
Dafür können unter anderem Zahnzusatzversicherungen zum Einsatz kommen, die kieferorthopädische Leistungen abdecken. Allerdings sollte eine solche Police bereits vor der ersten Untersuchung beim Kieferorthopäden abgeschlossen werden. Mit dem Thema Zahnzusatzversicherung für Kinder sollten sich Eltern demnach schon nach dem Durchbruch des Milchgebisses auseinandersetzen. Denn die Absicherung muss passieren, bevor Fehlstellungen diagnostiziert werden – ansonsten greift die Zusatzversicherung teilweise nicht oder nur mit Leistungsausschlüssen. Hier gilt vorab die einzelnen Tarife genau zu vergleichen und nach den entsprechenden Leistungen zu bewerten.
Um die Kosten im Rahmen zu halten und das Kind durch kieferorthopädische Eingriffe so wenig wie möglich zu belasten, empfehlen Verbraucherschützer und Branchenexperten darüber hinaus, sich vor größeren Korrekturmaßnahmen eine Zweitmeinung einzuholen. Denn angesichts der hohen Preise, die für Leistungen in diesem Bereich anfallen, ist vor Beginn einer langwierigen Behandlung der Vergleich verschiedener Angebote ein wichtiger Schritt.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema kieferorthopädische Behandlungen bei Kindern.
Aufgrund angeborener oder durch falsche Verhaltensweisen in frühester Kindheit entstandener Zahnfehlstellungen müssen viele Kinder und Jugendliche eine Zahnspange tragen. Für die Eltern ist es wichtig, sich vor Beginn einer Behandlung über die verschiedenen Modelle und Möglichkeiten zu informieren – und zur Sicherheit finanziell vorzusorgen.