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Kaninchen sitzen im Fenster

Mein Kind wünscht sich ein Kaninchen: Eine Entscheidungshilfe

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Mit ihren Knopfaugen, langen Ohren und dem flauschigen Fell bezaubern Kaninchen große und kleine Tier-Fans gleichermaßen. Nicht verwunderlich ist es daher, dass sich viele Kinder ein Kaninchen als Haustier wünschen. Zudem hält sich immer noch der irrtümliche Glaube, dass Kaninchen weniger anspruchsvoll seien als Hunde oder Katzen. Da sie außerdem recht günstig erworben werden können, schafft so manche Familie sich spontan Kaninchen an – als Geschenk zu Ostern, Weihnachten oder zum Geburtstag des Kindes. Und bereut dies möglicherweise später, weil nicht die Interaktion möglich ist, die das Kind sich mit dem Vierbeiner gewünscht hat.

Kaninchen brauchen zwar keine Erziehung, wie sie ein Hund zwingend benötigt, allerdings sind sie auch nicht uneingeschränkt als Haustiere geeignet. Das liegt im Wesentlichen daran, dass sie den Kontakt zu Artgenossen weitaus mehr schätzen als den zum Menschen. Was bei der Haltung von Kaninchen zu berücksichtigen ist und ob sie sich überhaupt für ein Zusammenleben mit Kindern eignen, wird im Folgenden diskutiert.

Was braucht ein Kaninchen für ein glückliches Leben? 

Damit ein Kaninchen glücklich leben und gesund alt werden kann, braucht es unbedingt Gesellschaft von Artgenossen sowie Beschäftigungsmöglichkeiten. Darüber hinaus ist ein geräumiges Gehege, genügend Auslauf, artgerechtes Futter und regelmäßige Check-ups beim Tierarzt essenziell. Letzteres gilt insbesondere für ältere Tiere und Kaninchen aus sogenannten Qualzuchten, die rassebedingt mit zusätzlichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben. Gut zu wissen: Auch die sehr beliebten Zwergkaninchen gelten als Qualzucht – um des Tierwohls willen sollte man die Züchtung dieser niedlichen Mümmler nicht unterstützen.  

So geht Kaninchenglück: Gesellschaft von Artgenossen 

Kaninchen sind sehr soziale Tiere. Sie lieben es, miteinander zu spielen und zu kuscheln. Daher sollten es mindestens zwei Kaninchen sein, die zeitgleich angeschafft werden; wenn Platz und Portemonnaie es erlauben, leben Kaninchen auch gern in einer größeren Gruppe. Optimal ist eine gemischte Gruppe, bei der die Männchen kastriert sind, um ein harmonisches Miteinander zu gewährleisten. 

Ein geräumiges Kaninchengehege zum Hoppeln 

Wer seine Kaninchen möglichst artgerecht halten möchte, lässt sie in ein Außengehege im Garten ziehen. Dieses muss aus- und einbruchsicher sein, damit Fressfeinde keine Chance haben. Bitte beachten: Kaninchen graben und buddeln gern (und gut)! Im Außengehege sollten sich ein Stall oder andere gemütliche Unterschlupfe befinden, die Schutz vor Wind und Wetter bieten und den Tieren auch als individuelle Rückzugsmöglichkeiten dienen können. Für zwei Tiere sind mindestens zwölf Quadratmeter zu veranschlagen, damit die Langohren ihren Bewegungsdrang ausleben können. 

Werden sie in der Wohnung gehalten, brauchen Kaninchen ein abwechslungsreiches Innengehege, das unter anderem eine Kaninchentoilette, eine Buddelkiste, ein oder mehrere Verstecke/Schlafplätze und viele Beschäftigungsmöglichkeiten wie Äste zum Nagen, erhöhte Aussichtsplätze etc. beinhaltet. Familien, denen ausreichend Wohnraum zur Verfügung steht, können auch ein komplettes Zimmer zum Kaninchenzimmer umfunktionieren und mit dem genannten Zubehör ausstatten. Ansonsten benötigen die Tiere jeden Tag mehrere Stunden freien Auslauf in der Wohnung (wobei Gefahrenquellen wie Stromkabel etc. zu sichern sind). 

Futter: Frisches Grünzeug ist das A und O 

Kaninchen ernähren sich rein pflanzlich. Trockenfutter (Pellets) ist zu vermeiden! Stattdessen werden sie mit Grünfutter wie Gräsern, Blattgemüse und Salat verköstigt. Dieses sollte rund um die Uhr zur Verfügung stehen und in einwandfreiem frischem Zustand sein. Auch Zugang zu Trinkwasser ist jederzeit sicherzustellen. Als Leckerbissen können hin und wieder Obst und Gemüse wie Karotten serviert werden, allerdings nicht jeden Tag, da der hohe Zuckergehalt Zahnprobleme, Übergewicht und Diabetes begünstigen kann. Übrigens sind Kaninchen nahezu permanent mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt. Frisst ein Kaninchen stundenlang nicht, sollte schleunigst der Tierarzt aufgesucht werden, da es sich um einen medizinischen Notfall handeln kann. 

Anschaffungs- und Unterhaltskosten 

Hinsichtlich des Kostenfaktors fallen weniger die Anschaffungskosten für die Tiere selbst ins Gewicht: Im Tierheim Berlin etwa beträgt die Schutzgebühr abhängig von Alter und Rasse des Kaninchens derzeit lediglich 25 bis 45 Euro pro Langohr – und zukünftige Tiereltern haben die Gewissheit, dass die Schützlinge vorab auf Herz und Nieren untersucht wurden. Vielmehr sind es die Kosten für Gehege und Stall sowie die regelmäßigen Ausgaben für Futter etc., die beim Haushaltsbudget berücksichtigt werden müssen. Der Preis für ein ausreichend geräumiges Innengehege für zwei Kaninchen schlägt mit rund 500 Euro zu Buche, während man für ein stabiles Außengehege ab 700 Euro dabei ist. Handwerklich begabte Mamas und Papas können hier natürlich selbst tätig werden und jede Menge Geld sparen – und für ältere und geschickte Kinder kann der Bau eines Kaninchenstalls oder -geheges ein tolles Projekt sein. Was Futter und Einstreu anbelangt, sollte man für zwei Kaninchen 120-150 Euro pro Monat veranschlagen. Hinzu kommen Kosten für weiteres Zubehör wie Kaninchentoilette, Wasserspender etc. und anfallende Reparaturen. Auch Tierarztkosten, etwa für Impfungen und gegebenenfalls eine Kastration müssen eingeplant werden. 

Kind und Kaninchen: So klappt das Zusammenleben! 

Bevor Kaninchen angeschafft werden, sollten Eltern sich über eins im Klaren sein: Letztendlich liegt die Verantwortung für das Wohlergehen eines jeden Haustiers bei ihnen. Sei es, dass das Kind zu jung ist, um sich angemessen um das Füttern und Pflegen der Tiere sowie um das Säubern von Stall und Gehege zu kümmern, sei es, dass Teenager das Interesse an den Kaninchen verlieren – in diesen und anderen Fällen müssen Papa und Mama in die Bresche springen und zusätzliche Care-Arbeit übernehmen. Daher sollte vor der Anschaffung von Kaninchen mit allen Familienmitgliedern in Ruhe und ehrlich über die damit einhergehenden Verpflichtungen gesprochen werden. Neben den täglich anfallenden Aufgaben sollte dabei auch überlegt werden, wie etwa Besuche in einer Tierarztpraxis organisiert werden können, die durchaus häufiger erforderlich sein können, wenn eines der Tiere unter einer angeborenen Erkrankung wie beispielsweise einer Zahnfehlstellung leidet. 

Je älter und verständiger Kinder werden, umso mehr können sie in die Versorgung von Haustieren einbezogen werden. Kleinere Aufgaben wie Futter bereitstellen oder das Trinkwasser austauschen übernehmen auch kleine Kinder gern – allerdings sollte dies immer unter Aufsicht von Erwachsenen geschehen. Ab einem Alter von etwa zehn Jahren dürfen verantwortungsvolle Kids auch im Alleingang Aufgaben wie das Wechseln der Streu oder Füttern ausführen. Vor diesem Alter sollten Eltern das Kind nicht allein mit dem Haustier lassen, denn Kaninchen sind sehr schreckhafte Tiere; außerdem können sie durch zu forsches Anpacken verletzt, auf jeden Fall verängstigt werden.  

Ohnehin sollten Eltern vor dem Einzug der neuen Mitbewohner ihrem Kind die Grundregeln eines respektvollen Umgangs mit Tieren beibringen. So süß und putzig sie auch aussehen: Kaninchen sind keine Stofftiere! Und im Gegensatz zu Hunden und Katzen bleiben sie oft menschenscheu und lassen sich ungern anfassen. Sanftes Streicheln kann erlaubt werden, sofern das Kaninchen ausweichen kann, aber Festhalten oder gar Hochnehmen sind tabu. 

Kaninchen: Ja oder nein? 

Die Frage, ob Kaninchen die richtigen Haustiere fürs Kind sind, kann nicht pauschal mit einem einfachen Ja oder Nein beantwortet werden, sondern hängt vom Alter und Temperament des Kindes sowie den Erwartungen der Familie an die tierischen Mitbewohner ab. Für sehr kleine Kinder, die Tiere als lebendige Kuscheltiere ansehen, eignen sich Kaninchen nicht. Auch Kinder, die sich eine enge Bindung zum Haustier wünschen, werden mit den Kleintieren kaum glücklich werden. Steht die Interaktion zwischen Mensch und Tier im Vordergrund, ist unbedingt zu den Haustieren Katze und Hund zu raten. Diese können aktiv am Familienalltag teilnehmen und es zudem sehr genießen, mit ihren Bezugspersonen zu spielen und zu kuscheln. Hingegen können ruhige Kinder ab etwa zehn Jahren, die sich daran erfreuen, Tiere zu beobachten und ihre natürlichen Verhaltensweisen zu ergründen, mit zwei oder mehr artgerecht gehaltenen Kaninchen sehr glücklich werden. Wichtig sind Verständnis und Verantwortungsbewusstsein, um den kleinen Fellnasen ein gesundes und schönes Leben zu ermöglichen.   

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