Lerncomputer für das Kind
Die Meinungen gehen dabei stark auseinander: Zwar bemühen sich die Hersteller um ein durchweg positives pädagogisches Image aber es gibt reichlich Gegenstimmen, die behaupten dass die Fixierung auf diese Technologie dem Kind wesentlich mehr schaden würde als nutzbringend wäre.
Hier kann der alte Grieche Sokrates helfen, dessen uralte Weisheit "Allein die Dosis macht das Gift" auch in diesem Punkt Anwendung findet. Kein Kind wird ernsthaften Schaden davontragen oder nachteilige Entwicklungsdefizite erlangen, wenn es erst im späten Kindesalter einen Zugang zu einem Computer bekommt. Kinder, deren gesamte Freizeit aber ausschließlich mit Daddeln besteht, werden zwangsläufig Defizite in der Sozialkompetenz und der motorischen Entwicklung haben. Darum sind die Angebote an Lerncomputern mit Sicherheit nicht mit Bausch und Bogen zu verdammen. Es ist aber in jedem Fall ein kontrollierter, maßvoller Umgang damit angezeigt. Zwar üben die bunten, bewegten Bildchen und Figürchen einen ungeheuren Reiz auf die Kinder aus. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass sie während der Beschäftigung mit den Programmen still sitzen und auf einen mehr oder weniger winzigen Bildschirm starren. Der natürliche Bewegungsdrang der Kinder wird so unterdrückt. Dies fällt auch schon Kinderärzten aus. So verführerisch es sein mag, seine Kinder auf diese Weise nicht nur vom herumtoben abzuhalten und sein Gewissen damit zu beruhigen, dass es schließlich ein "Lerncomputer" sei - stundenlanges fixieren am Bildschirm ist und bleibt nicht kindgerecht.
Darum, Lerncomputer für das Kind: Grundsätzlich ja - aber nur in Verbindung mit einem verantwortlichen Zeit- management. Je nachdem, wie gerne sich das Kind damit beschäftigt, können beispielsweise Tauschhandel mit ihm ausgemacht werden: Computerzeit wird durch herumtoben, spielen, basteln und klettern erkauft. Drei Stunden draußen spielen gibt eine halbe Stunde Computer - gegen dieses Verhältnis von Bewegung und Konzentration am Lerncomputer wird auch der schärfste Kritiker dieser Medien nichts einzuwenden haben. Das heißt aber, dass der Lerncomputer von den Eltern verwaltet werden muss. Er bleibt nicht wie die anderen Spielzeuge im Kinderzimmer, sondern wird nur nach Erfüllung der Bedingungen herausgegeben. Auf diesem Weg lernt das Kind auch das Belohnungsprinzip und Disziplin.
Es bleibt die Frage, welche Lerncomputer in Frage kommen. Da kommt zuerst eine Gegenfrage auf: Muss es wirklich eine 100-Euro-Neuanschaffung sein? Das Internet bietet reichlich kostenlose Software, mit der ein normaler PC zur kindgerechten Unterhaltung verwendet werden kann. Reicht also nicht eine Lernapp für Kinder am Tablet PC, der sowieso schon vorhanden ist? Mit einer Schutzfolie ausgestattet sind diese Rechner besonders schmutzresistent. Lerncomputer haben dagegen zahlreiche Tasten, Scharniere oder Lautsprecher, in denen sich sehr gerne alle Arten von Dreck sammeln und den teuren Lerncomputer schnell zu einer ziemlich unappetitlichen Angelegenheit machen. Aber wenn er nun als Geschenk oder ausdrücklichen Wunsch ins Haus kommen soll, können ein paar Tipps bei der richtigen Auswahl helfen:
Zunächst einmal sollte das Display groß genug sein. Winzige Schwarzweißdisplays mit Klötzchengrafik machen auch kleinen Kindern schnell keinen Spaß mehr. Und wirklich billig sind diese Angebote auch nicht gerade. Auch wenn es im schnittigen Merchandising-Design daher kommt: Auch 35 Euro sind Geld, die sinnvoller angelegt werden können. Wenn es unbedingt ein Computer mit Pixar-Bezug sein soll, kann man sich beispielsweise erst einmal auf dem Gebraucht- markt umsehen.
Schalter, Knöpfe und Scharniere verschmutzen wie gesagt nicht nur sehr schnell, sie stellen auch ein gewisses Risiko dar: Wie schnell bricht etwas heraus und wird verschluckt. Oder eine scharfe Bruchkante sorgt für schmerzhafte Kratzer. Von eingeklemmten Fingerchen können auch so manche Eltern ein Lied singen. Darum ist die Tablet-Lösung für Kinder das sinnvollste, zumal diese Angebote auch ein weiteres Feature haben: Erweiterbarkeit. Was nützt ein 30 Euro Computer, wenn seine 10 Spiele durchgespielt sind und nicht neues mehr installiert werden kann? Die kind- gerechten Tablet-PCs warten dagegen mit einem Internetzugang auf und können so immer wieder erweitert werden.
Eine glückliche Kindheit ist mit Sicherheit nicht vom Zugang zu einem Kinder-Lerncomputer abhängig. Als Vorteilhaft kann am Lern-PC seine Faszination und damit der erleichterte mentale Zugang zu Übungsaufgaben aller Art angesehen werden. Als sinnvolle Ergänzung kann er wertvolle Dienste leisten und schadet nicht, wenn er maßvoll angewendet ist. Nachteilig ist aber seine Bewegungs- und Motorikblockade am Kind. Zum Umgang mit einem Lerncomputer gehört deshalb immer auch eine verantwortungsvolle Verwaltung durch die Eltern. Wenn das nicht ignoriert oder vergessen wird, steht dem Lern-PC nichts im Wege.
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