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Ab wann in die Kinderwunschklinik?
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Kinderwunsch: Ab wann in die Kinderwunschklinik?

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  • Schwangerschaft & Baby

Viele Paare wünschen sich nichts sehnlicher, als ein eigenes Kind – doch eine Schwangerschaft stellt sich nicht ein. Der unerfüllte Kinderwunsch ist oft nicht nur eine Frage des richtigen Timings, sondern auch der körperlichen Voraussetzungen. Ist die Frau beispielsweise von hormonellen Störungen oder einer Endometriose betroffen oder leidet der Mann unter eingeschränkter Samenqualität, so kann es schon einmal länger dauern, bis sich ein Kind auf den Weg macht. Doch ab wann kann man in die Kinderwunschklinik, um sich Hilfe zu holen?

Wann sich der Weg in die Kinderwunschklinik lohnt

Glücklicherweise müssen betroffene Paare nicht gleich verzagen: Dank der modernen Errungenschaften der Medizin und der Hilfe einer Kinderwunschklinik dürfen auch sie auf baldigen Nachwuchs hoffen.

Der erste Weg zum Gynäkologen und Urologen

Die erste Anlaufstelle, wenn es mit der Schwangerschaft nicht klappt, sind stets der Gynäkologe und der Urologe. Diese sind in der Lage, erste Ursachen auszuschließen, beispielsweise über den Hormonstatus oder ein Spermiogramm. Ab wann diese Fachärzte die Betroffenen zu einer Kinderwunschklinik weiter überweisen, hängt einerseits von den Befunden ab, andererseits aber auch von der Zeitspanne des erfolglosen Versuchens und dem Alter der Frau.

Ab wann in die Kinderwunschklinik?

Doch ab wann wird die Kinderwunschklinik empfohlen? Die folgenden Beispiele sollen zeigen, wie die Ärzte mit einem unerfüllten Kinderwunsch grundsätzlich umgehen:

  • Ist die Frau bereits älter als 35 Jahre, empfehlen viele Gynäkologen ein Beratungsgespräch in einer Kinderwunschklinik oft schon nach einem halben Jahr. Denn ab einem Alter von 38 Jahren sinkt die Fruchtbarkeit rapide.

  • Handelt es sich um ein jüngeres Paar, geht man spätestens nach zwölf Monaten von einem Handlungsbedarf aus. Kann der Gynäkologe eine Problematik erkennen, die er beheben kann, beispielsweise eine Chlamydieninfektion oder eine hormonelle Störung, werden häufig unter Zuhilfenahme geeigneter Medikamente weitere Versuche unternommen.

  • Finden weder Gynäkologe noch Urologe eine Ursache oder können sie bei einem Befund keine Behandlung ergreifen, überweist der Facharzt das Paar an eine entsprechende Kinderwunschklinik.

  • Gibt es Vorerkrankungen oder Befunde aus der Vergangenheit, die auf Schwierigkeiten bei der Zeugung hindeuten, bietet sich der Besuch einer Kinderwunschklinik ohne Umwege oder weitere Wartezeiten an.

  • Gab es bereits eine oder mehrere Fehlgeburten, sollten organische Ursachen ebenfalls unbedingt ausgeschlossen werden.

Erster Termin in der Kinderwunschklinik

Vor dem ersten Termin in der Kinderwunschklinik sind die Paare meist aufgeregt und gespannt, was sie dort erwartet. Am Anfang der Zusammenarbeit zwischen einer Kinderwunschpraxis und einem Paar steht stets ein erstes Beratungsgespräch. Das Münchner Kinderwunsch-Zentrum an der Oper legt beispielsweise größten Wert darauf, das Paar genau kennenzulernen. Mögliche Themen für das erste Beratungsgespräch sind:

  • chronische Erkrankungen, Infekte und Operationen beider Partner

  • eingenommene Medikamente

  • Dauer und Verlauf (z. B. Stärke, Schmerzen, Zwischenblutungen) des Zyklus der Frau

  • Zeitspanne des ungeschützten Geschlechtsverkehrs

  • erfolgreiche oder erfolglose Schwangerschaften in der Vergangenheit

  • Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs

Wichtig ist dabei eine persönliche und entspannte Atmosphäre, damit die Paare sich öffnen können und es wagen, mit einem Fremden über derart intime Themen zu sprechen. Im Gegenzug gibt jedoch sogar dieses erste Gespräch bereits mögliche Ansatzpunkte für eine weitere Behandlung.

Kinderwunschzentrum: Ablauf

Der genaue Ablauf im Kinderwunschzentrum wird ersten Gespräch festgelegt und hängt natürlich auch immer ein Stückweit davon ab, für welche Einrichtung sich das Paar entschieden hat. In aller Regel werden umfangreiche Diagnoseverfahren eingesetzt, um gängige Fruchtbarkeitsstörungen aufzudecken. Dabei wird geklärt, ob die Eileiter der Frau einwandfrei funktionieren, ob die Spermien des Mannes zahlenmäßig und qualitativ leistungsfähig genug sind und ob hormonelle Störungen vorliegen. Bei Frauen können beispielsweise folgende Diagnoseverfahren herangezogen werden:

  • gynäkologische Untersuchung, z. B. in Hinblick auf Myome, Polypen oder eine vorliegende Endometriose

  • Hormondiagnostik

  • Zyklusmonitoring mithilfe von Ultraschall und der Bestimmung des Östradiol-Spiegels (verantwortlich für die Bildung der Follikel)

  • Bauchspiegelung zur Aufdeckung von Verwachsungen, Myomen und Endometriosen an Gebärmutter, Eileitern und Eierstöcken

  • Ultraschallkontrastuntersuchung anhand einer Spülung der Eileiter mit einer Gellösung, um diese unter Ultraschall besser sichtbar zu machen

  • Postkoitaltest durch Entnahme einer Sekretprobe aus dem Gebärmutterhals direkt nach dem Geschlechtsverkehr

Auch beim Mann können mithilfe einer Hormondiagnostik hormonelle Störungen ausgeschlossen werden. Den wichtigsten Part übernimmt hier allerdings das Spermiogramm. Dabei wird das Ejakulat des Mannes genau untersucht. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Spermienqualität ziehen. Relevant sind dabei insbesondere folgende Merkmale:

  • Gesamtspermienzahl

  • Spermienkonzentration pro ml Ejakulat

  • Anteil lebender Spermien (in Prozent)

  • Beweglichkeit der Spermien

Die Behandlung

Wurde eine Ursache für die Unfruchtbarkeit gefunden, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder können die Ärzte entsprechende Behandlungsmethoden ergreifen und so doch noch eine natürliche Befruchtung ermöglichen, oder es werden direkt Maßnahmen für eine künstliche Befruchtung durchgeführt. Konkret bestehen unter anderem folgende Möglichkeiten:

  • Hormontherapie: Liegt eine hormonelle Störung vor, die die Spermienreifung bzw. das Heranreifen einer Eizelle verhindert, kann eine Hormontherapie die Voraussetzungen für eine natürliche Befruchtung schaffen.

  • Insemination: Bei der Insemination wird gereinigtes Ejakulat mithilfe eines dünnen Schlauchs tief in die Gebärmutter eingeführt. Dies ist eine geeignete Methode, wenn der Gebärmutterhals schwer durchdringbar ist oder die Spermien eine gewisse Beweglichkeitseinschränkung aufweisen.

  • In-vitro-Fertilisation (IVF): Bei der IVF entnimmt man aus den Eierstöcken Eizellen, befruchtet sie im Reagenzglas mit Spermien und setzt zwei bis drei befruchtete Eizellen in die Gebärmutter ein, wo sie sich einnisten können.

  • Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): Im Reagenzglas werden Spermien in eine reife Eizelle injiziert und das befruchtete Ei anschließend wieder in die Gebärmutter verpflanzt. Das Verfahren eignet sich auch bei einer sehr schlechten Spermienqualität.

Vorteile der Behandlung in der Kinderwunschklinik

Die Kinderwunschklinik ermöglicht es Paaren, die auf natürlichem Wege nicht schwanger werden können, ein leibliches Kind zu bekommen. Für viele Paare bedeutet der Besuch in der Praxis sogar, dass ihnen eine natürliche Befruchtung ermöglicht wird. In beiden Fällen gewinnen sie Zeit, die ungenutzt verstreichen würde, würde das Paar wie bisher versuchen, schwanger zu werden. Besonders bei älteren Frauen ist der Zeitfaktor einer der wichtigsten, wenn es um den Besuch in der Kinderwunschklinik geht.

Die Vielzahl unterschiedlicher Diagnose- und Behandlungsmethoden bietet ebenfalls große Vorteile gegenüber der Diagnose beim Gynäkologen, der nicht immer alle Möglichkeiten voll ausschöpfen kann. Was die meisten Paare an einem Kinderwunschzentrum schätzen, ist der auftretende Aktionismus und die neue Hoffnung. Wenn sie ihre Situation endlich nicht mehr als naturgegeben hinnehmen müssen und etwas gegen ihren unerfüllten Kinderwunsch tun können, fühlen sie sich oft besser. Nicht selten kommt es sogar vor, dass plötzlich doch noch auf natürlichem Wege eine Schwangerschaft eintritt, nachdem der enorme Druck endlich von den Schultern der Partner fällt.

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