Eine Geschichte von E. Tenenbaum
Es war einmal eine kleine Prinzessin namens Verwöhna. Sie lebte in einem prächtigen Schloss auf einem Berg mit ihrem Vater, dem König, und ihrer Mutter, der Königin. Doch obwohl sie alles hatte, was sie sich wünschen konnte, war sie sehr schlecht erzogen und schikanierte die Hofleute, die für sie arbeiteten. Sie dachte, dass sie die Beste war und dass ihr niemand das Wasser reichen konnte. Sie zog die Hofkatzen an den Schwänzen. Sie provozierte die Hofhunde. Selbst der Hofspatz hat es nicht einfach gehabt: die Prinzessin aß ihre Brötchen und Baguettes und teilte nicht mal ein Brotkrümel mit dem Spatzen. Ja, so schlimm war sie, diese Prinzessin.
Bei ihren Spaziergängen sah die Prinzessin immer einen Schäferjungen, der auf die Schafe aufpasste. Er war arm und schlecht angezogen, und Verwöhna lachte ihn immer aus. Sie hänselte ihn und zeigte ihm sogar die Zunge. Jedoch schien das Ganze dem Schäferjungen egal zu sein, er tat sein Ding einfach weiter.
Eines Tages wütete ein schlimmes Erdbeben durch das Königreich und am Ende lag alles in Trümmern, auch das Schloss. Verwöhna verlor von heute auf morgen alles. Nicht einmal einen Schlafplatz hatte sie jetzt. Verzweifelt und allein wanderte sie durch die Gegend, bis sie auf den Schäferjungen traf. Er bot ihr an, in seinem Schuppen zu wohnen, der trotz des Erdbebens noch heil geblieben war.
Verwöhna war am Anfang sehr unzufrieden mit ihrem neuen Leben. Sie war es gewohnt, bedient zu werden, und jetzt musste sie selbst arbeiten und für sich selbst sorgen. Aber der Schäferjunge zeigte ihr, wie man arbeitet und selbst denkt. Er lehrte sie, wie man Gemüse anbaut und wie man Schafe hütet. Verwöhna erkannte, dass sie viel von ihm lernen konnte und begann, ihm zuzuhören und ihm zu folgen. Selbstverständlich gab es viel Ärger und es ging nicht sofort alles glatt. Aber sie hat es geschafft, sich zu einem gutmütigen Mädchen zu verwandeln.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Verwöhna und dem Schäferjungen. Sie erkannte, dass er trotz seiner Armut und seines einfachen Lebens glücklich war. Sie lernte, dass es nicht darauf ankam, was man hatte, sondern wie man lebte und wie man mit anderen umging.
Und so endet unsere Geschichte von der Prinzessin Verwöhna, die durch das Erdbeben alles verlor, aber durch ihre Begegnung mit dem Schäferjungen einen neuen Blick auf das Leben gewann und glücklicher wurde. Was kann man aus der Geschichte lernen? Dass es im Leben nicht nur um Besitztümer geht, sondern auch darum, wie man lebt und mit anderen umgeht.
⇒ Gute-Nacht-Geschichte "Prinzessin Verwöhna" [ PDF ]