Auf dem Gelände eines großen Zoos leben einige Kaninchenfamilien auf einer großen, grünen Wiese unter großen schattigen Bäumen. Auch Paulchen Naseweiß lebt dort, mit Mama, Papa, Schwester Mia und vielen Kaninchenfreunden. Paulchen ist ein kleiner Kaninchenjunge mit einer weißen Stupsnase, hellbraunem Fell und hat einen gaaaaaanz großen Traum: Er möchte am liebsten einmal eine Weltreise machen und ganz viele Orte und Tiere kennenlernen.
An einem sonnigen Nachmittag in den Ferien, als Paulchen gerade zufrieden mümmelnd auf der Wiese sitzt, kommt auf einmal ein großes, braunes Tier mit zwei komischen Bergen auf dem Rücken vorbei. Interessiert, wer das wohl sein mag, begibt sich Paulchen zu ihm. »Sag mal ... Wer bist du denn?«, fragt er und sieht das Tier mit großen Augen an. »Ich bin Oskar und ein Kamel«, antwortet das große, braune Tier und bewegt sich langsam weiter auf dem Weg durch den Zoo. »Aha ... und wo kommst du her? So jemanden wie dich kenne ich gar nicht«, fragt Paulchen interessiert weiter und folgt Oskar auf seinem Weg. »Ich komme aus Arabien, dort ist es heiß und außerdem gibt es ein Meer aus Sand!« – »Uiii ... das muss toll sein«, denkt sich Paulchen verträumt und bemerkt dabei gar nicht, wie er vor lauter Träumereien an einem großen See angekommen ist.
Dort entdeckt er auf einmal einige große, graue Tiere, die sich am Ufer und im Wasser tummeln. Neugierig hoppelt er hinüber zu ihnen, um sie ebenfalls zu fragen, wer sie sind und woher sie kommen. »Wir sind Nilpferde und leben am Nil, einem großen, langen Fluss in Afrika, ganz in der Nähe von alten Pyramiden.« Doch so genau hört Paulchen schon gar nicht mehr hin, denn soeben hat ein neues Tier seine Aufmerksamkeit erregt. Es stolziert auf großen, langen Beinen durch das Wasser und hat einen großen langen Schnabel, mit dem es immer wieder im Wasser herumpickt. »Guten Tag, was bist du für ein Vogel?«, fragt Paulchen sofort, als er zum Ufer gehopst ist. »Ich bin ein Reiher, ich komme vom Roten Meer, da, wo es bunte Papageienfische gibt«, erklärt ihm der Reiher geduldig. Aber Paulchen hört schon wieder nur mit einem Ohr zu, da er ganz damit beschäftigt ist, seine Pfötchen im kalten Wasser zu kühlen, bevor er sich wieder auf den Weg nach Hause machen will.
»Ich hoffe, ich finde wieder den Weg zurück«, denkt er gedankenverloren. Die Sonne steht schon hoch oben am Himmel und plötzlich ruft jemand: »Heeeh, heeey du!« Erschrocken dreht sich das kleine Kaninchen herum, kann aber niemanden entdecken. »Was guckst du denn so? Hier bin ich!«, sagt die Stimme darauf. Aber Paulchen sucht und sucht und kann einfach niemanden finden. »Guck doch mal hier ... auf dem großen Ast, beim Busch links von dir«, erhebt sich die Stimme wieder. »Ein Drache!«, ruft Paulchen erschrocken und macht erst einmal einen Satz in die Luft. »Ein Drache? Ich bin ein Chamäleon! Ich kann meine Farbe verändern und mich an die Umgebung anpassen.« – »Aha ...«, bringt Paulchen nur hervor und traut sich so langsam wieder, zwischen seinen Pfötchen hervorzulugen. Nach diesem Schreck beeilt er sich aber, endlich zu Hause anzukommen.
»Wo warst du denn so lange?«, fragt seine Familie fast wie aus einem Mund, als er wieder im gemütlichen Kaninchenbau angekommen ist. Nachdem er sich kurz gesammelt hat, beginnt Paulchen zu erzählen: »Ich war auf einer Weltreise!«, beginnt er stolz. »Ich habe Oskar, ein Kamel getroffen. Es lebt in einem Meer und wenn es schwimmt, schauen nur die Berge auf dem Rücken wie zwei Inseln aus Sand hervor.« – »Wirklich?«, fragt Mia, seine Schwester, und sieht ihn mit großen Augen an. »Ja, das hat er selbst erzählt!«, verkündet ihr Bruder stolz und erzählt weiter. »Danach war ich in Afrika und habe große, dicke Pferde getroffen. Die heißen alle Nils! Und sie leben in Pyramiden.« – »So ein Blödsinn«, mischt sich Paulchens Mama ein. »Denk daran, vom Lügen bekommt man lange Hasenohren!« – »Aber das war wirklich so!«, beteuert Paulchen. »Ich habe dann an einem ganz roten Meer noch einen Reiher getroffen, mit dem habe ich fliegende Vogelfische beobachtet! Die wohnen dort im roten Wasser, sind ganz bunt und fliegen manchmal herum. Als ich dann wieder nach Hause wollte, bin ich einem Chamäleon begegnet, es kann sich unsichtbar machen und in einen Drachen verwandeln! Damit hat es mich ganz schön erschreckt«, gibt Paulchen zu, »und danach bin ich aber geflitzt, um wieder nach Hause zu kommen«, beendet er seine Erzählung dieser spannenden Reise.
»Ich glaube ..., es wird Zeit, dass die Ferien vorbei sind und die Schule wieder beginnt«, meldet sich der Kaninchenpapa zu Wort, nachdem er die ganze Zeit ruhig zugehört und Paulchens Erzählung gelauscht hat. »Dann lernt ihr wieder, wie das mit den Tieren richtig ist ... « – »Genau!«, stimmt ihm Paulchens Mama zu. »Und jetzt husch ins Bett, es ist schon wieder viel zu spät.« Also verschwindet Paulchen nach einer kleinen Stärkung zusammen mit seiner Schwester Mia im Hasenbettchen und beginnt sofort, von seinem aufregenden Tag im Zoo zu träumen.