Eine Gute-Nacht-Geschichte von E. Nicolai
Es gab einen sehr schönen Wald am Stadtrand. Aus diesem hörte jeder immer die wunderschönsten Klänge, alle ob groß oder klein blieben stehen, um keinen einzigen Ton zu verpassen.
Eines Tages kamen aber nur noch ganz schreckliche Töne, die keiner hören wollte, aus dem Wald. Leo, ein Junge der nah dem Wald lebt, hörte es mit an und war darüber sowohl traurig als auch verwundert. Er liebte die Waldmelodie über alles, es war seine Motivation für den Tag.
Einige Tage vergingen und doch wollten die schrecklichen Töne überhaupt nicht aufhören. Aus Sorge es würde nie mehr so werden wie vorher beschloss Leo seinen Mut zusammenzunehmen und sich auf dem Weg in dem Wald zu machen. Er war nicht lange unterwegs als eine Lichtung zu sehen war, dort ruhte er sich aus. Leo schloss seine Augen. Die vielen Geräusche, die zu hören waren, wenn die Augen geschlossen sind, waren mal entspannend, mal laut, mal leise und wieder Krätze etwas an dieser schönen Melodie.
Doch dieses Mal wusste Leo, wo es herkam. So schnell seine Beine ihn tragen konnten lief er zu einem Vöglein, welches sich hoch oben auf einem Ast befindet. Das Vöglein war bildschön, aber er war sehr traurig. Leo konnte nicht wegsehen, er musste ihn einfach fragen, warum er so traurig sei. Daraufhin sagte das Vöglein, das er mit seinem Gesang jedem eine Freude machen wollte, aber er es seit einigen Tagen nur noch >>Krätz, Kräätz, Krätz<< zu hören war. Darum sei das Vöglein traurig.
Als Leo das hörte, wollte er dem armen Vöglein helfen. Vor Freude stiegen ihm Tränen in die Augen und er umarmte Leo zum Dank. Nun überlegten beide gemeinsam über eine Lösung nach. Nach einiger Zeit kam Leo auf die Idee, dass das Vöglein nicht mehr singen oder gar sprechen sollte, damit die Stimme geschont wird. Gesagt, getan. Das Vöglein machte nur noch komische Bewegungen, die superlustig waren. Beide hatten unheimlich viel Spaß. Aber jeder Spaß hat auch sein Ende. Leo musste nach Hause. Die Verabschiedung fiel den beiden nicht leicht, zumal das Vöglein nicht auf Wiedersehen sagen konnte.
Am nächsten Tag stand Leo früher als sonst auf und öffnet das Fenster dabei schloss er seine Augen und hörte der Waldmelodie zu. Die Klänge waren bezaubern und nicht nur das, es kam eine noch schönere Melodie hinzu. In dem Moment wusste Leo, dass das Vöglein zum Dank für die wundervolle Zeit das schönste Lied für ihn sang. Es hatte tatsächlich funktioniert und das Vöglein hatte seine Stimme wieder. Mit einem Lächeln machte er sich auf dem Weg zu seinen Eltern, um ihnen die Geschichte vom Vöglein, das seine Stimme verlor, zu erzählen.
⇒ Gute-Nacht-Geschichte "Ein Vöglein verlor seine Stimme " [ PDF ]
