Eine Gute-Nacht-Geschichte von A. Haas
In der Schule bekam Basti am Freitagnachmittag eine besondere Hausaufgabe. Alle sollten sich übers Wochenende eine kurze und kreative Geschichte überlegen und diese am Montag der Klasse vortragen. Für die beste Geschichte gab es sogar ein Geschenk, versprach Frau Maier. Nach dem Unterricht tuschelte die ganze Klasse 2b was für ein Geschenk sich Frau Lehrerin Maier wohl für den Gewinner überlegt hatte. Jeder grübelte schon darüber, welche Geschichte man der Klasse erzählen könnte.
Die Kinder waren sich einig: Im Internet gibt es bestimmt eine Menge Geschichten.
Als nachmittags die Schulglocke bimmelte und der Unterricht vorbei war, ging jeder seine Wege – allesamt gespannt und voller Vorfreude auf das Wochenende und den kommenden Montag.
Basti war schon immer ein begnadigter Geschichten-Erzähler gewesen. Nachmittags im Hort saßen manchmal sogar die älteren Kinder um ihn herum und hörten gespannt zu, während er seinen Klassenkameraden seine ausgedachten Geschichten erzählte. Einmal, waren seine Horror-Geschichten so gruselig und überzeugend, dass es zuhause Ärger von Mama gab, weil Bastis Klassenkameraden nachts gar nicht mehr schlafen wollten. Und trotzdem lauschten alle immer gespannt seinen Worten, wenn er wieder ein paar seiner Geschichten zum Besten gab. Auch unter Mamas Freundinnen war Basti für seinen Wortwitz bekannt. Doch dieses Mal wollte ihm einfach keine Geschichte einfallen, die er am Montag hätte erzählen können. Die ganzen guten Geschichten kennt doch schon jeder, ärgerte sich Basti. Doch dann hatte er eine Idee. Wieso erzählt er nicht einfach eine wahre Geschichte? Und zwar die Geschichte des langen Fuchses, der bei ihm im Garten wohnte.
Am Montag war es dann so weit.
"Bei mir im Garten wohnt ein Fuchs. Aber das ist nicht irgendein Fuchs, es ist ein ganz ganz langer Fuchs”. Während Basti erzählt, fuchtelte er mit den Händen umher, um zu zeigen, wie groß der Fuchs ist. “Manchmal spiele ich im Garten mit ihm, wenn Mama ihren Mittagsschlaf macht, und er hat mir sogar schon seinen Fuchsbau gezeigt.
Ich habe noch nie so einen langen Fuchs gesehen”.
Doch dieses Mal reagiert Bastis Klasse anders als sonst. Sie gucken Basti nur ungläubig an. Plötzlich ertönt durch das Klassenzimmer lautes und schrilles Gelächter.
“So ein Spinner!”, lacht Tobias, während er beinahe vom Stuhl fällt.
“Nein, das stimmt wirklich, den Fuchs gibt es wirklich!”, versucht Basti zu erklären. Plötzlich fängt er an sich an zu schämen und bereut, dass er die Geschichte erzählt hat. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn die Geschichte vom langen Fuchs sein Geheimnis geblieben wäre.
Da stand Frau Maier auf und sagte “Ruhe bitte! Es ist nicht schön, jemanden auszulachen, der sich so viel Mühe gegeben hat euch eine Geschichte zu erzählen. Ich fand die Geschichte wunderbar, Basti”. Es wurde wieder etwas ruhiger in der Klasse und auch der Störenfried Tobi hatte endlich aufgehört zu kippeln.
“Und ich kann es euch sogar beweisen, dass es so einen langen Fuchs gibt”, sagt Frau Maier. Sie holt hinter ihrem Rücken ein Plüschtier hervor. Das Kuscheltier war ein kleiner orange-farbiger, langer Fuchs, mit einem flauschigen Schwanz.
“Das ist die Belohnung für den besten Geschichten-Erzähler der Klasse”.
Bastis Augen leuchteten. Genauso sah der Fuchs in seinem Garten aus!
“Basti, du hast dir am meisten Mühe gegeben und dich getraut uns eine echte fantasievolle Geschichte von dir zu erzählen, anstatt uns eine Geschichte zu erzählen, die von jemand anderem ist. Ich fand es richtig mutig von dir, dass du uns deine eigene Geschichte erzählt hast, und ich glaube dir, dass es so einen langen Fuchs wirklich gibt.” Basti lächelte glücklich und alle Sorgen waren vergessen, als er den kleinen Plüschfuchs in der Hand hielt. Jetzt wurde aus dem Gelächter der Klasse ein Jubeln und Klatschen. Frau Maier ist wirklich die Beste!
⇒ Gute-Nacht-Geschichte "Der lange Fuchs" [ PDF ]
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