Eine Geschichte von E. Tenenbaum
Es war einmal ein Bär. Er fand die Insekten faszinierend und wollte deren Freund sein. Der Bär versuchte also, Insekten kennenzulernen. Er lief den ganzen Tag durch die Wälder und beobachtete sie. Wunderschöne Schmetterlinge, gutmütige Ameisen, kräftige Mistkäfer, gepflegte und gut riechende Wanzen, geheimnisvolle Libellen, stolze Grashüpfer... doch jedes Mal, wenn er eines der Insekten berührte, endete es damit, dass es zerquetscht wurde oder Schaden nahm. Obwohl der Bär vorsichtig war, schaffte er es einfach nicht, behutsam genug zu sein, um die Insekten nicht zu verletzen.
Bis er eines Tages eine Zecke kennenlernte. Die Zecke sah den Bären an - und lächelte ihn an. Der Bär lächelte die Zecke an. Die Zecke kroch auf den Bären zu. Der Bär streichelte sie und – oh, Wunder – er zerquetschte sie dabei nicht. Die Zecke war wie aus Kautschuk gegossen. Die Zecke lächelte wieder und kroch dem Bären hinter das rechte Ohr. Der Bär fand es nicht mehr sehr lustig und schüttelte den Kopf, aber die Zecke ließ nicht los. Der Bär fing an zu springen, um sie abzuschütteln, aber die Zecke kroch noch tiefer.
Der Bär blieb stehen und schüttelte wieder seinen Kopf, aber die Zecke ließ einfach nicht los. Noch schlimmer: Die fröhliche Zecke fing an, sich in die weiche Bärenhaut zu bohren. „Na, jetzt sind wir wirklich sehr enge Freunde“, dachte der Bär, aber dies bereitete ihn keine Freude. Der Bär lief zum Storch, der im Wald als Tierarzt praktizierte und bat ihn, die Zecke zu entfernen. Der Storch nahm eine Pinzette und entfernte die Zecke. Diese hat nun nicht mehr gelächelt. Vielmehr war ihr Blick plötzlich sehr böse. In dem Moment verstand der Bär, dass sie gar nicht so freundlich ist.
Was kann man aus der Geschichte lernen? Nicht jeder, der dich anlächelt, ist dein Freund oder möchte dir etwas Gutes tun. Bleibt auf der Hut!
⇒ Gute-Nacht-Geschichte "Der Bär, der ein Freund der Insekten sein wollte" [ PDF ]