„Stockfische“, das sind getrocknete Meeresfische, waren im Mittelalter sehr beliebt. Paul Ziegler, ein Biereigen und Waidhändler lies dieses Haus bauen. Das Gebäude durchlebte turbulente Zeiten, wurde immer wieder verkauft und weitervererbt. Die Innenräume wurden in dieser Zeit im barocken Stil umgestaltet. 1836 kaufte es der Lederfabrikant Heinrich Hermann Hofmann und etablierte darin einen Weingroßhandel und eine Mantelfabrik. Das Innenleben wurde für Produktionszwecke wieder umgebaut.
Architektonisch ist dieses Haus mit seinen künstlerischen Höchstleistungen eine wahre Kostbarkeit der Spätrenaissance dar. Das Erdgeschoss mit einer Art Schachbrettmuster aus zurückstehenden und hervorspringenden Steinquadern springt sofort ins Auge. Auf der Nordseite gibt es eine Hofeinfahrt. Das ist der Eingang zum Stadtmuseum. Im südlichen Teil befindet sich das Gewändenischen-Portal. Der reichgestaltete Türklopfer ist vollständig erhalten. Ziergiebel schmücken den zweigeschossigen Erker. Über dem Portal prangt das Hauszeichen, ein Fisch unbekannter Spezies, der auf dem Wasser einer Fantasielandschaft schwimmt. Der Hausspruch lautet: „Das Haus stehet in Gottes Hand zum Stockfisch ist es genand“. Die Wappen der Besitzer wurden am Erker platziert. Das Haus selbst und seine Architektur bergen mehr Geschichte in sich selbst als das gesamte „Innenleben“.
1905 wurde das „Haus zum Stockfisch“ von der Stadt Erfurt gekauft. Die kunstgewerbliche Sammlung und das Museum für Naturkunde waren die ersten Errungenschaften für die Erfurter. In den Zwanzigerjahren waren hier die Bücherei, Wohnungen sowie das Standesamt untergebracht. Mit der Zeit wurde das Waidhändler Haus immer mehr zum Museum der Stadt. Zu den Nebeneinrichtungen der Stadt gehören der Luftschutzkeller, der Bartholomäusturm und das Druckereimuseum im Benary-Speicher. So kreativ wie die Stadt und ihre Bewohner in der Vergangenheit war, ist sie auch heute noch.
Das Waidhändlerhaus stammt aus dem Jahr 1607 und beherbergt 1275 Jahre Geschichte der Stadt Erfurt. Die Geschichte ist in 4 Geschossen, Keller, 1. Und 2. Obergeschoss und Erdgeschoss untergebracht. Im Erdgeschoss können Interessierte den Vorabend der Reformation in der museumspädagogischen Werkstatt hautnah miterleben. Das Leben in der mittelalterlichen, geistlich geprägten Bürgerstadt wird anhand von Alltagsgeschichten kreativ erklärt. Im 1. Obergeschoss werden im Geschichtslabor die Zusammenhänge von religiöser Gewalt und Revolution näher erörtert.
Erfurt ist ein Paradebeispiel für die Geschehnisse in einer deutschen Stadt im Mittelalter. Daher ist das Stadtmodell von 1873 ein guter Ausgangspunkt für Stadtbesichtigungen. Im 2. Obergeschoss sind die Industriekultur Erfurts und die Industrialisierung beheimatet. Hier gibt es einen originalen Kinovorführraum (Alhambra). Im Kellergewölbe finden immer wieder Sonderausstellungen statt. Im Mai findet die „Lange Nacht der Museen“ statt. Museen und Galerien sind dann von 18 bis 24 Uhr geöffnet.
Die Nebeneinrichtung „Bartolomäusturm“ – ein weiteres Highlight der Geschichte Erfurts!
Dieser gehört zu den vielen mittelalterlichen Kirchen Erfurts und wurde bereits 1182 urkundlich als Pfarrkirche erwähnt. Ein Verbindungsgang führ zum Haus „Zum Steinsee“ der Grafen von Gleichen. Im Hochmittelalter waren diese die Vögte vom Peterskloster und der Stadt Erfurt. Die Hauskapelle war in der benachbarten Kirche untergebracht und wurde so zur Hofkirche. Der Turm brannte mehrmals in der Geschichte ab, wurde aber immer wieder restauriert. Auffallend ist die Brüstung mit der Fischblasenornamentik. Die Besonderheit dieses Turms liegt jedoch im Innenleben. Im Jubiläumsjahr der Gründung der DDR erhielt der Turm 60 Bronzeglocken, die insgesamt 13 Tonnen wiegen. Der Tonumfang beträgt 5 Oktaven und gehört somit zu den größten der 45 Carillons Deutschlands. Das Glockenspiel wird vom Stockklavier, einem Spieltisch, über Seilzüge bedient. Die Glocken wurden überarbeitet. Diese werden jetzt per Spielautomatik bedient. Zu besonderen Anlässen erfolgt das Glockenspiel per Hand durch einen speziell ausgebildeten Carillonneur.
Die Neue Mühle – immer einen Besuch wert!
Klein, aber fein, so könnte die Bezeichnung für diese kleine, alte Mühle lauten. Darin befindet sich ein sehr gemütliches Restaurant. Die Wassermühle ist ebenfalls Bestandteil der Geschichte Erfurt und gut erhaltenes Museum. Sie liegt unweit des Rathauses und ist noch immer funktionstüchtig! So können Kinder heute sehen, wie eine Mahlmühle wirklich funktioniert hat. Darüber hinaus sind alte Müllerutensilien ausgestellt. Manchmal finden kleinere Sonderausstellungen statt. Ganz besonders hervorzuheben ist, dass die Wassermühle alternative Energie liefert. Eine Wasserkraftanlage deckt den Eigenbedarf ab. Die überschüssige Energie wird in das Stromnetz der Stadt Erfurt eingespeist. Das Mühlencafé ist das nostalgische Highlight der Wassermühle an der Gera. Dieser Ort ist ideal für Kinder zum Spielen und um immer wieder Neues zu entdecken!
Der Benary-Speicher – Erfurts wirtschaftliches Aushängeschild!
Dieser Erfolg liegt vor allem im Gartenbau und berühmten Meistern ihres Faches wie Christian Reichart, Jacob Platz, Niels Lund Chrestensen oder Blumenschmidt. Egal ob Gestaltung, Blumenzucht oder Samenzucht, die dem Haus den Namen gab, Erfurt erlangte auch auf diesem Gebiet ein hohes Maß an Bekanntheit. Heute ist der Benary-Speicher ein Schaudepot und Druckereimuseum. Ernst Benary begründete Ende des 19. Jahrhunderts eine Kunst- und Handelsgärtnerei. Das Gebäude besteht aus 4 Geschossen mit einer Klinkerfassade. Das Hauptmerkmal des Speichers ist die hölzerne Baukonstruktion im Inneren des Gebäudes. Bis 2000 gab es einen Lastenaufzug, danach einen modernen Personenaufzug. Sowohl das Speichergebäude selbst als auch der Sackaufzug sind denkmalgeschützt.
Das Druckereimuseum im Benary-Speicher, das Nachfolgemodell des „Gutenbergkellers“!
Mitarbeiter der Druckerei „Fortschritt“ sammelten hervorragende technisches Druckereizubehör und Maschinen. Diese bildeten die Basis des Druckereimuseums. Darunter befinden sich eine Kniehebelpresse, eine Boston-Tiegeldruckpresse; ein Typograf, eine Heftmaschine, etc. Schenkungen haben in den letzten Jahren den Museumsbestand merklich erweitert. Die Übernahme der gesamten Werkstatt des Erfurter Kunstdruckers Ernst August Zimmermann war eine bedeutsame Erweiterung und Bereicherung für den Benary-Speicher. Kinder lieben die vielen Maschinen.
Das Schaudepot – lassen Sie sich in die große, weite Welt entführen!
Der Kolonialbeamte Dr. Wilhelm Knappe verkaufte der Stadt Erfurt seine gesamte Südseesammlung. Das Prunkstück der Sammlung ist ein sechs Meter langes Auslegerboot. Aus dieser Zeit war dies das einzige seiner Art auf den Marshall-Inseln und Samoa. Für Kinder ist diese Sammlung äußerst interessant. Das Angermuseum benutzt die Räumlichkeiten des Schaudepots, um die Sammlung der Erfurter Kaufmannsfamilie Kämmerer zu zeigen. Diese zeigt thüringische Manufakturen (Porzellan), Möbel und Gemälde.
Kreatives Erleben der Vergangenheit – für Kinder ein Heidenspaß!
An der Museumskasse stehen kostenlose Smartphones zum Ausleihen zur Verfügung. Darauf befindet sich das „Jenseitsspiel“. Dieses bietet die Möglichkeit, mit QR-Code und App das spätmittelalterliche Erfurt hautnah zu durchforschen. An acht Stationen, wie z. B. dem Badehaus, der Taverne oder dem Richtplatz wird über irdisches Glück und himmlisches Seelenheil entschieden. Der Spieler ist angehalten, brotlose gute Taten gegen verlockende Vorteile abzuwägen. Die letzte Station, eine sprechende Waage, addiert die erspielten Seelen-Credits und entscheidet dann über Hölle oder Himmel. Das Spiel ist für Kinder ab 12 Jahren geeignet.
Je besser die Organisation, desto vergnüglicher der Ausflug!
Die Mitglieder des Fördervereins stützen ermäßigte Eintrittspreise oder den Ankauf von neuen Museumsstücken. Der Jahresbeitrag beläuft sich auf 15 Euro. Auch hier gibt es eine Ermäßigung, sodass sich der Beitrag dann auf 5 Euro beläuft. Die Stadt und die Bürger engagieren sich wirklich, um viel Interessantes bieten zu können.
Die Linien 5 und 1 führen direkt zum Stadtmuseum (Haltestelle Futterstraße/Stadtmuseum). Mit dem Auto fahrt ihr in Richtung Stadtzentrum, parken auf dem Parkplatz am Juri-Gargarin-Ring. Dann ist es nur mehr ein Fußweg von 5 Minuten. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Führungen, Projekte, Themenveranstaltungen sowie Programme für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie Familien werden geboten. Vor allem für Kinder und Familien gibt es immer viel Interessantes und Interaktives. Barrierefrei ist das Erdgeschoss (Mittelalter, Sonderausstellungen). Zum Aufzug geht es über 8 Stufen. Die anderen Ausstellungsräume sind nicht behindertengerecht. Im Erdgeschoss gibt es ein Behinderten-WC und vor der Sparkasse, in der Nähe des Museums 2 Behindertenparkplätze. Da es immer viele Aktionen gibt, ist es ratsam, sich vor dem Besuch auf der Homepage schlauzumachen.