Obwohl das Erntedankfest ein Teil des Christentums ist, hat es auch abseits der Kirche einen festen Platz im Rhythmus der Jahreszeiten. Doch woher kommt dieser Brauch eigentlich? Ich erkläre es euch hier.
Dankbarkeit für ein gutes Jahr
Früher war es überlebensnotwendig, dass das Frühjahr und der Sommer eine reiche Ernte brachten. Eigentlich in allen Kulturen glauben die Menschen an Götter und andere Wesen, die den Lauf der Dinge beeinflussen können. Deswegen drückten sie diesen Göttern Dankbarkeit aus, wenn es ihnen gut erging und sie genügend Nahrung hatten. Sie dankten die Göttern, wenn die Ernte gut ausfiel und genug Regen fiel.
Da in der Winterzeit kaum Pflanzen wachsen, mussten die Menschen früher viele Vorräte anlegen. Bis heute wird ein großer Teil der Ernte für den Winter eingelagert, auch wenn das meistens in großen Lagern geschieht. Diese Vorräte sichern das Überleben, wenn nichts mehr wächst.
Der Herbst in früheren Zeiten
Früher war der Herbst eine Zeit, in der Menschen für den Winter vorsorgten. Wenn die Getreidespeicher voll waren, mussten sie sich keine Sorgen um die kommenden Monate machen. Schon im alten Ägypten oder bei den Römern gab es Rituale, um nun seine Dankbarkeit auszudrücken. So hofften die Menschen, dass auch die nächsten Ernten so reich ausfallen. Das Christentum hat den alten Ritus aufgenommen. Der Erntedank ist schon seit dem 3. Jahrhundert in der christlichen Gemeinde bekannt. Einen festen Erntedanktag gibt es aber erst seit dem 16. Jahrhundert. Seitdem ist er einer der Festtage, an denen die Gemeindemitglieder jährlich zusammenkommen. Sie schmücken die Kirche und ihre Festsäle mit Symbolen, wie Ähren und Früchten. In Amerika ist der Erntedank, der dort Thanksgiving genannt wird, einer der wichtigsten Festtage im Jahr. Die Menschen danken dort nicht nur für die Nahrung, sondern für alles Gute, was im Jahr geschehen ist.
Erntedank mit der ganzen Familie
Wahrscheinlich kauft auch ihr eure Lebensmittel im Supermarkt, wie die meisten Menschen. Nur wenige Kinder wissen heute, wie Obst und Gemüse wachsen und wie viel Arbeit das für die Bauern ist. Das Erntedankfest ist ein guter Anlass, um Kindern diese Themen begreifbar zu machen. Im Herbst gibt es viele tolle Gelegenheiten, um gemeinsam in die Natur zu fahren. In vielen Gemeinden gibt es Gelegenheit, selbst einmal bei der Entstehung von Nahrungsmitteln dabei zu sein: Gemeinsam könnt ihr die Traktoren beim Ernten von Getreide beobachten. Oder vielleicht sogar selbst Äpfel pflücken gehen.
Das Erntedankfest ist ein Fest für die ganze Familie, das an vielen Orten gefeiert wird. Gibt es in eurer Nähe keine Erntedankfeier oder möchtet ihr nicht in die Kirche gehen, könntet ihr gemeinsam mit euren Kindern eine eigene Feier gestalten. Dabei könnt ihr euch zusammen überlegen, was für euer Jahr besonders wichtig war. Das alte Ritual des Erntedanks ist auch heute noch eine tolle Gelegenheit, um der Natur näher zu kommen und den Jahresrhythmus zu erleben.
© Anja Kosmol/AKONNECTED