In christlich geprägten Ländern ist der Adventskalender ein Wegbegleiter durch die Adventszeit. Für Kinder, die noch kein Zeitgefühl besitzen, ist die Wartezeit bis Heiligabend schwer zu begreifen. Dafür erfanden Eltern Rituale, wie das Heranrücken Marias und Josephs an die Krippe oder den Kalender.
Weihnachtskalender seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert
Die ersten Kalender zur Adventszeit stellten Familien in Handarbeit und für den eigenen Gebrauch her. Das älteste bekannte Exemplar stammt aus dem Jahr 1851. Bis dahin waren noch weitere Rituale gebräuchlich, wie das Aufhängen von 24 Bildern ab dem 1. Dezember oder Kreidestriche an Türpfosten. Dabei waren die Striche unterschiedlich lang oder kennzeichneten jeden der vier Adventssonntage farbig. Die Kinder löschten bis zum Fest einen nach dem anderen aus.
Am Anfang stand der Weihnachtskalender
Das erste gedruckte Exemplar des Rituals Adventskalender brachte der Münchner Verleger Gerhard Lang 1903 auf den Markt. Der Vorläufer war noch weit entfernt von den später mit Süßigkeiten gefüllten Kalendern. Lang verwendete jedoch größte Mühe auf seinen Kunstdruck mit dem Titel „Im Lande des Christkinds“. Für jeden Tag konnte das Kind einen der von Lang persönlich gedichteten Versen verlesen. Anschließend schnitt es aus einem Bogen ein Motiv aus und klebte es auf den vorgefertigten Karton. Das größte Bild mit dem Christkind stellte dabei das zentrale Motiv dar und wurde erst an Heiligabend aufgeklebt.
Bewegliche Adventszeit
„Advent“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Ankunft“. Genau beschreibt es die Zeit der Reise von Maria und Joseph nach Betlehem und bis zur Ankunft des Christkinds auf Erden. Mit dem 1. Advent beginnt das neue Kirchenjahr sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche. Der Beginn der Adventszeit fällt auf den ersten Sonntag nach dem 26. November. Die heute gebräuchlichen 24 Türchen orientieren sich demnach eher am Datum 1. Dezember als am kirchlichen Fest.
Statt Advents- besser Nikolauskalender
Diese Unstimmigkeit trieb vielleicht auch Gerhard Lang an, als er im Folgejahr einen Nikolauskalender herausbrachte, der am 6. Dezember startete. Bis in die 1920er Jahre konnte Lang den Erfolg seines Produkts steigern. Zahlreiche Nachahmer griffen die Idee auf und erdachten neue Produkte wie die Abreißkalender „Weihnachts-Engel“ und „Knecht Ruprecht“ 1929.
Macht hoch die Tür, das Tor macht weit ...
Ab 1920 produzierte Lang Weihnachtskalender mit Türchen. Wie die Legende erzählt, war seine Mutter die Ideenstifterin. Sie nähte in seiner Kindheit 24 Gebäckstücke, die sogenannten „Wibele“, auf einen Karton. Der kleine Gerhard durfte jeden Tag einen davon essen. Noch bevor die Kalender mit Schokolade gefüllt wurden, verbargen sich hinter den Türen Bilder von hoher lithografischer Qualität. Für das Füllen mit Schokolade bot Lang auch das „Christkindleinshaus“ an. Die Gestalter legten mehr Wert auf die Erscheinung als auf den Inhalt: Glitzernde Materialien verzierten die Kalender. Eine Mode, die sich bei einigen Herstellern bis heute hält.
Von München um die ganze Welt
Erste Exemplare des Adventskalenders gelangten noch vor dem Ersten Weltkrieg nach England. In Deutschland war der Kalender nur in einigen Regionen bekannt, erarbeitete sich jedoch beachtliches Potenzial beim Export in angrenzende Länder. Zur Hochburg der Produktion entwickelte Sachen, wo allein sechs Verlage eigene Exemplare herstellen. Berlin, Magdeburg und Zittau gelten ebenfalls als maßgebliche Standorte der Kalenderproduktion für die Zeit vor Weihnachten. Auch noch, als die Nationalsozialisten versuchten, der Adventszeit eine neue Bedeutung zu verleihen.
Weltkrieg und Nationalsozialismus
Schon ab 1933 sind die politischen Umbrüche, die Deutschland bevorstehen, am Adventskalender ablesbar. Es erscheinen Motive salutierender Soldaten und neue Titel wie „Deutsche Weihnacht“ oder „Julfest“. Insgesamt sollte das christliche Fest der Denkweise der Nationalsozialisten angepasst und umgedeutet werden. Nach Ausbruch des Krieges verstärkten die Nazis ihre Bemühungen. Nun übernahm der Zentralverlag der NSDAP die Produktion im großen Stil, bis 1940 die Papierknappheit dem Kalender ein Ende bereitete. Als letzter Kalender seiner Art aus der Zeit der Nazi-Diktatur in Deutschland ist der Kalender „Vorweihnachten“ belegt, der als Bastel- und Mitmach-Kalender konzipiert war.
Die Erfolgsstory geht weiter
Im Hause Lang lief die Produktion ebenfalls bis 1940. Dann endete sie aufgrund der knappen Rohstoffe. Gleich nach Kriegsende nahm Lang die Produktion mit alten Motiven neu auf. Anhängern des Rituals Adventskalender bedeuteten die Motive Langs und anderer Verlage ein Stückchen heile Welt und waren sehr begehrt. Als erster erhielt der Verlag Richard Sellmer von den US-amerikanischen Besatzern die Erlaubnis zum Druck von 50.000 Stück. Heimkehrende US-Soldaten trugen zur Verbreitung bis in die USA bei. Sellmer fertigte 1946 noch in Handarbeit. Bis 1998 brachte er 230 verschiedene Kalendermotive zum Advent heraus.
Adventskalender nicht nur für Kinder
Die Vorfreude, den Spaß am Türchen öffnen und das Geschenk gönnen sich auch Erwachsene. Außer Schokolade, Bildern oder Gedichten kann sich heute fast alles dahinter verbergen. In einer technisierten Welt tritt der Kalender sogar digital auf. Ganz gleich, wie der Kalender gemacht ist, er bildet eine Art Countdown bis zum Heiligen Abend ab. Fallen der 4. Advent und Weihnachten auf einen Tag, leuchtet der Lichterglanz in den Stuben besonders hell.
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